Durch seine internationalen Ausstellungsteilnahmen entwickelt Kessler ab 2007 ein Interesse an weltweit entstehenden neofeudalen Arbeitsstrukturen. Unter „neofeudal“ versteht er die neuen Abhängigkeitsverhältnisse prekär beschäftigter Menschen mit unsicheren Einkommen, wenig Mitspracherecht und geringer sozialer Absicherung.
In den oftmals aus der Ego-Perspektive gefilmten Videos liegt der Fokus meist auf der unmittelbaren Dokumentation von Arbeitsbedingungen im Dienstleistungssektor. Für Food Track 2 infiltriert Kessler in selbstgebastelter Montur den Lieferdienst Foodora. In Service Active/Passive ist er als squeequee-man in New York unterwegs.
Demgegenüber stehen Arbeiten, in denen sich Kessler selbst als künstlerischer Dienstleister sieht – da wird ein Hotelpool zu einem improvisierten Springbrunnen (Rotana Fountain) oder die reaktivierten Schornsteine eines Gemeindebaus zum Spektakel (Rauch Show).
Unter diesen Arbeiten nimmt Fence Sharpening eine Sonderstellung ein: Kessler wird hier selbst zum Arbeitgeber und bezahlt arbeitslose Schlosser, die Gartenzäune der Stadt zu schärfen.