Kälte verstärkt soziale Ungleichheit um ein Vielfaches. Die soziale Not in Wien war besonders im 19. Jahrhundert drückend. Die Wiener Bilder beschreiben am 13. Dezember 1896 die Lage obdachloser, arbeitssuchender Menschen im Gegensatz zu Adel und Bürgertum:
„Der kalte Nordwind bläst durch die Straßen und treibt prickelnde Eisnadeln, Schneekörnchen und Staub in das Antlitz der Passanten. […] Alles hüllt sich in dichtes Pelzwerk und warme Mäntel, um der beißenden Kälte Widerstand zu leisten. […] Zwischen diesen Glücklichen, die ein wohlgewärmtes Heim oder Bureau ihr Eigen nennen, schleichen die Enterbten des Glücks dahin, scheu an die Wand gedrückt, frierend, wohl auch hungernd, und oft ohne Obdach, mit der traurigen Aussicht, die Nacht im Asyl oder in einem verlassenen Schupfen zu verbringen.“
Erst am Beginn des 20. Jahrhunderts änderten sich die politischen Bedingungen und damit die Einstellung dahin gehend, dass die soziale Frage der gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung bedarf.